3 Tage leben in der Citybrache: Jenseits ökonomischer Verwertungsstrategien bietet freigesetzter Stadtraum schon jetzt ungeahntes Erlebnispotential. Die städtische Brache wurde im Sommercamp als naturhafter Erlebnisraum neu entdeckt. 3 Tage verbrachten die Teilnehmer in der deokonomisierten Zone im Herzen der Stadt. Geeignete (Über)-Lebenstechniken wie die Kenntnis essbarer Pflanzen oder die Fähigkeit, ohne Bargeld und feste Behausung auszukommen wie auch Grundlagen des selbstorganisierten Lebens wurden durch praktische Übungen und theoretische Vorträge praxisnah vermittelt.
Die Brache als Regenerationsraum
Die Brache ist ein Zwischenstadium zwischen zwei Nutzungen. Früher der Begriff für die Regenerationsphase der Böden in der Landwirtschaft zwischen zwei Bepflanzungen, erfüllt die Citybrache heute eine ähnliche Funktion für den Stadtkörper: hier entwickelt sich eine Artenvielfalt wie sonst nirgends in der überregulierten Stadt. Manche Brache ist so ein seltener innerstädtischer Lebensraum für Pflanzen und Tiere und entwickelt sich in der Vergessenheit bis in die Nähe eines Biotops. .
Die Brache bot unerwartet viel: neben den essbaren Pflanzen und einer idyllischen Aufenthaltsqualität, die das Wochenende weniger zum Überlebenstraining denn zu einem Kurzurlaub werden liess, fand man auch kleine Geheimnisse wie das Versteck eines Vorgängers und bekam sogar ein nächtliches Feuerwerk zu sehen. Nach diesem Aufenthalt ist die Citybrache absolut als Ersatz für überteuerte Naherholungsgebiete zu empfehlen.
Arbeitskraft gegen Nahrungsmittel: Jörg Wagner
Jörg Wagner zeigte in seiner Aktion, daß Nahrungsbeschaffung ohne Bargeld kein Problem darstellt: die Teilnehmer wurden in den umliegenden Stadtraum ausgeschichkt, um im Tausch gegen Arbeitsleistung oder Sonstiges Nahrung zu beschaffen. Das Ergebnis: vom frischen Fisch über Gemüse bis zum besten Wein wurde alles durch Tätigkeiten wie den Bau eines Zaunes oder das Ausfegen eines Weinkellers binnen 2 Stunden erstanden, um am Abend ein opulentes Mal zuzubereiten.
Kochen mit Brachlandgrün: Markus Loh
Der Landschaftsarchitekt Markus Loh führte die Teilnehmer in das weite Reich der essbaren Pflanzen zwischen Beifuss und Sauerampfer ein. Dabei entpuppte sich die Brache als artenreiches Repertoir für die Köche, die am Abend das Essen aus den gewonnenen Erkenntnissen besorgen konnten. Nach der Mahlzeit führte Loh zum Verdauungsspaziergang eine Nachtwanderung zum nahegelegenen Autobahnkreuz an.
Leben für Umsonst: Andreas Techler
Andreas Techler, der dafür bekannt ist, daß er nicht nur sein künstlerisches Material, sondern auch konsequent alles andere, was man zum Leben braucht, kostenlos auf dem Flohmart findet, führte die Teilnehmer in die Gepflogenheiten an diesem Ort nach Geschäfts-schluss ein: die von den Verkäufern nicht mehr für Wert befundenen Dinge werden zur Selbstbedienung freigegeben und um das zentrale Zelt platziert.