“Artisan Limited Production” verlagert die skulpturelle Produktion direkt in den öffentlichen Raum. In Maastricht, wo das Kunsthandwerk besonders in der Verarbeitung von Ton und Terrakotta eine lange Tradition hat, kommt das Projekt ganz traditionell im Stil der Kunsthandwerker mit einem Wohnwagen in die Stadt, um eingereiht in die Marktstände der fliegenden Händler seine Waren anzubieten, die aus handgemachten Repliken der städtischen und öffentlichen Skulpturen bestehen.
Im Gespräch mit Passanten und Touristen, die sich interessiert an der handwerklichen Arbeit dem Stand näherten und durchaus auch seine Produkte erwarben, wurde der Frage nachgegangen, inwiefern diese “Denkmäler” weiter in der Erinnerung verbleiben, wer und warum man sie vergißt oder welche Umschreibungen die Geschichten, die sie Anfangs erzählen sollten, im Laufe der Zeit erfahren. Mit der Arbeit wird die Funktion von Kunst im öffentlichen Raum, ihre Nutzbarmachung für Zwecke der Erinnerungskultur wie auch des Tourismus und ihre Selbstbehauptung in anschaulicher Weise befragt, Offen blieb allerdings, ob sich die gelernten Bildauer hier ihres Standes für würdig erwiesen haben...
Der Junge mit den Streichhölzern -die Figur stellt den Erzählungen nach einen Jungen dar, der versucht, etwas zu verkaufen, was er kurz zuvor gestohlen hat. Ob es sich dabei um ein Stück Seife oder Streichhölzer handelt, blieb kontrovers diskutiert. Einhellig weiss man dagegen zu berichten, dass er an das Armenviertel der Stadt erinnert, das hier einst stand.
Die Nachbildung der in einer Bestandsaufnahme zunächst gesammelten und katalogisierten Skulpturen und Denkmäler stellte die Künstler als gelernte Bildhauer der moderneren Art vor eine echte Herausvorderung. Die Repliken erfreuten sich allerdings allgemeiner Beliebtheit und wurden für 20 Euro sowohl and Liebhaber der modernen Kunst wie auch an Souvenirjäger, Touristen und Einheimische veräussert.
Das Projekt befragt anhand der Nachbildungen aktiv das System von Erinnerungskultur, das im Denkmal veranlagt ist. Inwiefern repräsentieren die Arbeiten nach einiger Zeit noch die Inhalte, an die sie einst erinnern sollten? Ist die faktische Verortung von Gedankengut und Geschichte in Form von Kunstwerken eine Art Auslagerung aus der aktiven Erinnerungsarbeit der Stadtgesellschaft? Geraten die zu erinnernden Dinge durch diese Auslagerung in Vergessenheit und werden in Form der Ambivalenz der Skulpturen einer diffusen Mythenbildung ausgesetzt? Und in wiefern verselbstständigen sich Erzählungen und Legenden um diese Figuren? Damit thematisiert das Projekt Kunst im öffentlichen Raum anhand klassischer Symbole für die Bürger zugänglich über seine touristischen Zwecke hinaus als kommunikatives Mittel der Stadtgesellschaft und fragt nach dessen Möglichkeiten.
Das Kunsthandwerk als Praxis bildete eine einfache Brücke zwischen Passanten, Touristen und Künstlern. Das Ergebnis der Handarbeit scheint von allen beurteilbar zu sein. Die Gespräche, die dabei in lockerer Atmosphäre entstanden, gingen sehr weit in die Geschichte der reproduzierten Arbeiten hinein und bildeten am Ende eine vielschichtige, empirische, durch die Passanten weiträumig ergänzte Übersicht und Bestandsaufnahme über den Teil des Gedächtnisses der Stadt, der in den Skulpturen und ihren Orten veranlagt ist.
Kunst erfüllt im öffentlichen Raum anders als im klassischen Ausstellungsraum verschiedene Funktionen und ordnet diese und sich selbst in einen komplexen Kontext ein, in dem sie nicht mehr zuordnungsfrei existieren kann. Der Kontext produziert dabei eine Fülle von Kommentaren zwischen sich und der Arbeit. Auch das Projekt entwirft sich in den wechselnden Kontexten zwischen Marktplatz und Stadt, zwischen Geschäft und Repräsentation in einer Fülle von wechselnden Kommentaren und Beziehungen, die teilweise illustre Nachbarschaften entwarfen
Die gute Nachbarschaft in der Marktgemeinschaft war wichtig für die Durchführung des Projekts. Besonders der Besitzer des benachbarten Dönerstandes half mit Wasser und kurzfristiger Übernahme der Geschäfte bei Abwesenheit der Kunsthandwerker. Als Dank wurde seine Werbung zur Anregung und - ebenfalls als öffentliche Plastik verstanden - natürlich nachbgebildet.