Ein Denkmal wird ergänzt. Hans Jonas erhält einen verlängerten Mantel. Um die
Säule herum fällt er breit auf den Boden, schwer und tragend wie der Bronzemantel
von Rodin für Balzac, rahmt und vergrößert er die Porträtfigur von Hans Karl Bur-
geff: 1903 in Mönchengladbach geboren, 1933 aus Deutschland emigriert, 1993
gestorben in New York als einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts,
veröffentlichte Hans Jonas 1979 „Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik
für die technologische Zivilisation“, eine Aufforderung zur gesellschaftlichen und
ökologischen Wende am Ende der Moderne. In Abwandlung des kategorischen
Imperativs von Immanuel Kant schrieb er damals einen neuen Imperativ für die
Zukunft: „Handle so, dass die Wirkung deiner Handlungen verträglich ist mit der
Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“
Andreas Siekmann erinnert daran, dass Hans Jonas die Nachhaltigkeit meinte, die
wir heute alle kennen, und illustriert in Piktogrammen, Begriffen, Figuren und Zahlen deren Aktualität und fragwürdiges Geschäft. Zum Beispiel im Emissionshandel
der Unternehmen, den Zertifikaten zur Reduzierung von CO2, die kaum Klimaschutz, sondern neuartige Unternehmensgewinne erbringen. Jonas’ verlängerter
Mantel ist wie ein Schimpftuch, es ist ein temporär radikalisiertes Denkmal, das
Hans Jonas für einen Moment in die Gegenwart treten lässt und dabei auch die
Frage nach dem faktischen Erinnerungspotential von Denkmälern, Stelen oder anderen Erinnerungsmonumenten in den Raum stellt.
- Susanne Titz -
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►Neue Nachbarschaften - Kunst für den Sonnenhausplatz
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