Ein prinzipieller Grund von Sprache ist - so die Philosophie und die Gesellschaftslehre - nicht etwa nur die Mitteilung, die Übertragung von Inhalt, sondern die Rede
an den Anderen, die ‚Ansprache’ und deren besondere Umsetzung als Befehl oder
Parole. Die Ansprache ist eine Rede, die Handlungen will und die Erfüllung dieser
Handlungen an den Anderen adressiert. So existieren in jeder Ansprache zwei
Personen (mindestens, vielleicht auch mehr). Diejenige, die die Handlungen will,
und diejenige die die Handlungen ausführen soll. Die Aufforderung heißt Imperativ,
das lateinische imperare steht im Hintergrund der Macht.
Thomas Locher führte
Imperativ / Aufforderungen, Befehle und Kommandos
im
Jahr 1993 auf den Wänden einer Wohnung auf, in einem ehemaligen Modellblock
der architektonischen Moderne, der Unité Firminy von Le Corbusier. Die Sprache
verband sich mit der Architektur, wie im Paar erschienen die Autorität und die
Macht dieser beiden Systeme, aus der sprachlichen Arbeit wurde eine Arbeit über
Architektur. Damals schrieb Locher den Imperativ hinein in die verschmutzten Tapeten und Wohnspuren, jetzt hinein in die rauen Mauern der Stadt. Dieser Text ist
ein illusionäres Hörspiel, von den Wänden hallen Regeln, Moral, Macht und Autorität in den Raum, die Situation wird plötzlich unmittelbar und brutal.
- Susanne Titz -
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►Neue Nachbarschaften - Kunst für den Sonnenhausplatz
►Phase 3
►Von den Strömen der Stad
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